Geschichte

Turner des HTVs -1931

Als einer der ältesten Turnvereine in Hamburg hat der Hamburger Turnverein v. 1846, kurz HTV genannt, eine wechselhafte und interessante Geschichte. Aus der Turnstunde des Bildungs-Verein für Arbeiter in der Caffamacherreihe entwickelte sich 1846 der Hamburger Turnverein. 1852 wurde das Turnen aus den Unterrichtsfächern ausgegliedert und bereits 1863 auf dem 3. Deutschen Turnfest in Leipzig traten die Turner*innen als selbstständiger Verein, der Turnerschaft des Bildungs-Verein für Arbeiter, an. Auf Wunsch der Mitglieder sollte das Alter des Vereins mehr in Erscheinung treten und somit trat 1903 die Turnerschaft bei allen Veranstaltungen unter den Namen Turnerschaft des Bildungsverein von 1845 auf.

Turnerausfahrt 1929

Der Aufschwung auf allen Gebieten der Turnerei nahm mit dem 1. Weltkrieg ein trauriges Ende. Die Turnerschaft stand vor dem Nichts, aber die Liebe zur Turnerei beflügelte die Heimkehrer, den Turnbetrieb wieder aufzunehmen. Neben den etablierten Abteilungen kamen bald neue Gruppen wie z.B. Frauenturnen und Schwimmen dazu. 1925 wurde die erste Vereinsmitteilung herausgegeben, und mit dem Zusammenschluss der Turnerschaft des St. Paulianer Gehilfen und Lehrlingsverein v. 1902 bestätigte die Turnerschaft 1933 die erfolgreiche Vereinsarbeit.

Der Umbruch der politischen Verhältnisse in Deutschland hatte auch auf die Turnbewegung großen Einfluss. Der Hauptverein wurde zur Auflösung gezwungen, Turnhalle und Vereinshaus wurden verstaatlich. Die Turnerschaft als letzte Unterabteilung hielt den Turnbetrieb in der Schulturnhalle Taubenstraße mühsam aufrecht. Noch vor dem Ausbruch des 2. Weltkrieges wurde die dritte Namensänderung Hamburger Turnverein v. 1846 beschlossen.

Mädchenturngruppe in der Seilerstraße 1955

Nach dem Krieg erfolgte von den verbliebenen Mitgliedern und neuen, jungen engagierten Turnerinnen und Turnern der Neuaufbau der Turnabteilung. Unter der tatkräftigen Führung des 1. Vorsitzenden Walter Wannack, unterstützt durch den 2. Vorsitzenden Willi Burmester, bekam das Vereinsschiff wieder Fahrt auf. Die Halle Seilerstraße und die Gaststätte „Zur Rose“ am Hamburger Berg wurde unser neues Zuhause.  Auf dem 20. Deutschen Turnfest 1953 in Hamburg war der HTV bereits wieder mit Kampfrichtern und zahlreichen Wettkampfteilnehmern vertreten. Auch in den nachfolgenden Jahren war der HTV stets auf den Turnfesten in Deutschland präsent. Der gemeinsame Turnbetrieb von jung und alt und die aktive Freizeitgestaltung der Mitglieder festigte die Vereinszugehörigkeit.

Turnen in der Struenseestraße 1965

Im Januar 1965 zog der HTV in die neue und modernere Halle Struenseestraße in Neu-Altona um. Dort wurde der Sportbetrieb weiter fortgesetzt. Langsam zeichnete sich ein Rückgang des Mitgliederbestands ab und der Verein versuchte über neue Sportangebote weiterhin attraktiv zu bleiben. Der Turnabteilung ging nach und nach der Nachwuchs aus. 1970 übergab nach 24 jähriger Tätigkeit Walter Wannack das Amt des 1. Vorsitzenden an Carl Dobberstein. 1971 feierte der HTV das 125-jährige Jubiläum mit einer Festwoche. Anfang des Jahres 1974 starb Walter Wannack. Der Verein trauerte sehr um seinen langjährigen, beliebten und so humorvollen Ehrenvorsitzenden.

Hamburger Meisterschaft ’78-’80

Die Tischtennisabteilung unter der Leitung von Gisela Nagel und Werner Hassel entwickelte sich zur mitgliedsstärksten Abteilung des HTVs. 1972 meldete der HTV bereits eine Damen- und Herrenmannschaft zum Punktspielbetrieb. 1978 zählte die Abteilung 40 aktive Sportlerinnen und Sportler. In der Saison 1978-1980 wurden die Damen Gisela Nagel, Karin Stein, Uschi Müller, Heidi Liesebach und Monika Voggesser Hamburger Meister in der Vierer Staffel 1 und in der Vierer Staffel 3. 1982 wurde dem HTV die Carsten-Rehder-Straße als zweite Trainingshalle zugewiesen, da die Tischtennis-Abteilung mehr Trainingszeiten brauchte.

HTV-Prellballmannschaft 1980

Die Prellballer des HTVs zogen in die Carten-Rehder-Straße um. Nach 12-jähriger Tätigkeit übergab Carl Dobberstein das Amt des 1. Vorsitzenden an Rolf Schynol. 1986 feierte der HTV sein 140 jähriges Bestehen mit einem großen Fest auf der Freizeitanlage ‘Reemstma’. Legendär bleibt jedoch die Geburtstagsfeier auf dem alljährlichen Kommers im ‘Hotel Stadt Altona’. In den nachfolgenden Jahren veränderte sich das Sportinteresse zusehens und der HTV verlor nach und nach Mitglieder (von 200 im Jahr 1986 auf 150 im Jahr 1990). In einer, für traditionsbewusste Vereine denkbar schweren Zeit, übernahm 1992 Holger Lühnen das Amt des 1. Vorsitzenden des HTVs

In der Folge versuchte der HTV neben seinem traditionellen Sportangebot Turnen und Tischtennis, weitere Sparten zu eröffnen und somit neue Mitglieder zu begeistern und gewinnen. Viele Versuche blieben jedoch von kurzer Dauer. Mit einem Aikido- und einem Taekwondo-Angebot konnten zunächst einige neue Mitglieder begeistert werden, jedoch fehlte es an Kontinuität. 1996 zum 150 jährigen Vereinsjubiläum zählte der HTV nur noch 120 Mitgliederinnen und Mitglieder. Anlässlich des Jubiläums sendete der damalige Innensenator der Stadt Hamburg Grußworte und auch der HSB-Präsident dankte höflich den ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Der Pressewart Rainer Liesebach veröffentlichte zum 150. Jubiläum eine schöne und lesenswerte Chronik des HTVs, aus der ein Großteil hier übernommen wurde.

Die Probleme blieben. Um die Jahrtausendwende fiel der Mitgliederstand des HTVs unter 100 und nur noch die Turn- und Gymnastikgruppe mit Horst Kotzel als Abteilungsleitung und Manfred Kocks Tischtennismannschaft waren aktiv im Verein tätig. Zwar sorgten weiterhin Feste, Ausfahrten und Reisen für Gemeinsamkeit und Zusammenhalt, jedoch fehlte es an jungen und aktiven Mitgliedern.

Volleyball-Herren 2010

2001 wechselte die Volleyball-Herren-Mannschaft vom NTSV zum HTV und erweckte dadurch die ausgestorbene Volleyballabteilung des HTVs zum Leben. Die ersten Jahre waren jedoch auch für die kleine 10-12 Mann starke Abteilung nicht einfach und alles sah nach schleichenden Aussterben aus. Bis 2008 durch die Bemühungen von Germo Lindemann eine Damenmannschaft die Volleyballabteilung verstärkte. Beide Mannschaften erhielten in den Folgejahren ordentlich Zulauf und unter den neuen Aktiven fanden sich zum Glück auch einige Engagierte, die in der Folge ehrenamtliche Aufgaben innerhalb des Vereins aktiv übernahmen.

Volleyball-Damen 2011

Hatte 2006 zum 160. Vereinsjubiläum der HTV nur noch 90 Mitglieder, so stieg zehn Jahre später die Mitgliederzahl wieder auf 130 an. 2014, nach 22 Jahren engagierter Tätigkeit, gab Holger Lühnen seinen Posten als 1. Vorsitzender des HTVs ab. Holger wurde durch Jakob Burmeister ersetzt, der drei Jahre später – aus beruflichen Gründen – das Amt wieder niederlegen musste.

2017 wurde Jochen Liesebach zum 1. Vorsitzende des Vereins gewählt. Quasi mit Amtsantritt mussten sämtliche Sportaktivitäten aus der alten Halle Struenseestraße in neue Hallen verlegt werden, da Umbaumaßnahmen in der Schule Königstraße den Sportbetrieb in unserer Heimathalle unmöglich machten. Im Laufe der nächsten drei Jahre mussten die Abteilungen mehrmals die Sporthallen wechseln. Schlussendlich verteilt sich der aktuelle Sportbetrieb auf vier Hallen im Bezirk Altona. Nach über 50 Jahren musste der Sportbetrieb in der beliebten Struenseestraße komplett eingestellt werden.

Die nächste Herausforderung folgte 2020. Im Zuge der Coronapandemie mussten deutschlandweit alle sportlichen Aktivitäten eingestellt werden. Während für viele Hamburger Vereine diese Maßnahmen mit einem erheblichen Mitgliederrückgang einhergingen, musste der HTV keine coronabedingten Austritte verschmerzen. Ebenso konnte unser kleiner Verein ohne staatliche Unterstützung alle Übungsleitungen weiter bezahlen. Die “Coronajahre” wurden – Dank der Treue aller Mitglieder – ohne finanzielle Verluste, ohne Beitragserhöhung und ohne Kürzungen der Honorarzahlungen überstanden. Im Oktober 2021 bedankte sich Jochen bei allen Mitgliedern mit folgendem Beitrag:

“Der HTV möchte sich bei allen Mitgliederinnen und Mitgliedern für Ihre Treue in diesen schweren Zeiten bedanken. Obwohl alle unsere Mitglieder*innen schon seit März 2020 angeboten wurde Beiträge zeitweise auszusetzen oder in eine passive Mitgliedschaft zu wechseln, hat bis heute kein einziges Mitglied diese Option genutzt.
Dank dieser tollen Unterstützung konnten wir die Honorarzahlungen an unsere Übungsleitungen weiter tätigen. Ebenso musste der HTV keine staatlichen Förderprogramme oder Transferleistungen in Anspruch nehmen. In der ‘naiven’ Hoffnung, dass dieses Geld wirklich dem Gemeinwohl und den vielen akut Bedürftigen und Notleidenden zu Gute kommt, bleiben wir seit nun fast zwei Jahren auf diesen Kurs! Wir kennen die Rhetorik vieler Hamburger Vereine und Verbände, die sich Solidarität und Verantwortung für das Gemeinwohl auf die Homepage schreiben und bleiben skeptisch welches Begriffsverständnis sich dahinter verbirgt.
Es geht auch anders … dank unserer tollen Mitgliederinnen und Mitglieder!”

Im Jahr 2022 änderte sich das Gesicht des HTVs in zweierlei Hinsicht grundlegend:

Mit der Jahreshauptversammlung im April wurden die Posten der 2. Vorsitzenden (vormals Sandra Schulze) und des Kassenwarts (vormals Hannes Kock) neu vergeben. Sabrina Krüger und Astrid Stevanovic ersetzten die Beiden, die aus persönlichen Gründen ihre Ämter nicht mehr weiterführen konnten.

ältestes und jüngstes Mitglied im HTV

Außerdem wechselte die gesamte Tischtennisabteilung des Nachbarvereins zum HTV. Mit dem Wechsel hat unser kleiner Verein ein herausragendes Tischtennisangebot für Erwachsene, Jugendliche und Kinder hinzugewonnen. Dank des großen Engagements von Dirk Schlotzhauer (Abteilungsleitung Tischtennis) wechselte eine gesamte Abteilung – ohne nennenswerte Verluste – zum HTV und sorgt damit für noch mehr Stimmung im Verein.

2022 sind die Volleyballabteilung und die Tischtennisabteilung die mitgliederstärkste Abteilungen im HTV und zählen mit vielen aktiven und erfolgreichen Mannschaften zu den sportlichen Aushängeschildern des Vereins. Daneben ist die Fitness-Sport-Abteilung weiterhin der Traditionsträger des Vereins und sorgt für Stabilität und Kontinuität. Badminton, Nordic-Walking und Yoga vervollständigen unser Sportangebot, welches durch Feste, Ausfahrten und Reisen (Wandern) immer wieder zu spartenübergreifenden Begegnungen einlädt und genutzt wird.